MARGARETA HESSE
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Translucides / Sequences of Red, 2005-09
Exhibition "LICHTZONEN" in the Kunstmuseum Ahlen, 2013 different sorts of colour laquer, shellac on 2 polyesterplates, 100 x 100 x 5 cm (each)
© Margareta Hesse (photo)




Translucides/ Sequences of Red 19/07, 2007; 10/06, 2006; 08/08, 2008 (top row)
colour laquer and shellac on 2 polyester plates, 50 x 50 x 5 cm each
Translucides/ Sequences of Red 12/09, 2009; 27/08, 2008; 20/07, 2007 (bottom row)
colour laquer and shellac on 2 polyester plates, 50 x 50 x 5 cm each
© Margareta Hesse (photo)




Translucides/Sequences of Red 27/25/26, 2005, colour laquer on polyester plates, 100 x 100 x 5 cm (each)
Exhibition at Cartwright Hall, Bradford GB,
© David Green (photo)






Translucides/Sequences of Red, 10/05 und 02/05, 2005, colour laquer on polyester plates, 100 x 100 x 5 cm (each)
Exhibition at Cartwright Hall, Bradford GB,
© David Green (photo)







Margareta Hesse - Rotsequenz

Margareta Hesse arbeitet seit mehreren Jahren an verschiedenen Werkgruppen von sogenannten „Transluziden“, in denen das Licht als definierendes Bildmoment wirksam wird. Dafür montiert Margareta Hesse zwei in unterschiedlicher Stärke und Intensität mit Farbe, Silikon oder Schellack beschichtete Polyesterplatten mit Abstandshaltern vor die Wand, so dass von allen Seiten Licht durch die diaphanen Platten fällt. Die Intensität des Lichtdurchfalls hängt konsequenterweise von der Dichte des Materialauftrags ab. Unter den „Transluziden“ ist die „Rotsequenz“ die jüngste Werkgruppe. Während aber andere Gruppen wie die „Farbstücke“ und auch die „Modulare Reihe“ durch ihre strenge geometrisierte Rhythmik durchaus dem Konkret-Konstruktiven zuzuordnen sind, erweitert sich bei den „Rotsequenzen“ das Assoziationspotential hin zum Gegenständlichen. Dieses Assoziationsfeld ergibt sich aus der Motivstruktur des rückwärtigen Bildteils. Dort, durch die dunkelrot gefasste vordere Polyesterplatte weitgehend verdeckt, weicht Margareta Hesse ab von ihrer systematischen rasterhaften Bildstruktur und überlässt sich dem kontrollierten Zufall. In einem eher experimentellen Arbeitsprozeß lässt sie die Materialien miteinander reagieren und lässt darin auch das Spontane, Zufällige und Emotionale zu. Dabei entstehen merkwürdige amorphe Gebilde, die man – bei dem vagen Versuch, hinter die erste Platte zu schauen – als fleischlich bezeichnen könnte, und kreisförmige Farbschemen, die wie Luft- und Seifenblasen, aber auch wie Quallen oder Einzeller erscheinen. Ein Aquarium, ein Biotop könnte sich hinter der schweren roten Platte verbergen, oder aber die Sezierplättchen eines medizinisch-biologischen Labors, in dem – vielleicht unerlaubt – Embryonenforschung betrieben, Klone gezüchtet oder einfach nur der Struktur des Lebendigen auf den Grund gegangen wird. Im Katalog „herz.schritt.macher“ (Kettler-Verlag, 2007) ist eine weitere Werkreihe zu sehen, in der das Assoziationsfeld noch stärker von Fleisch, Organen und Blutgefäßen, von Körper, Mikrobiologie und Medizin geprägt ist – dort gerät der Titel zu Katalog und Ausstellung durchaus zu einer inhaltlichen und thematischen Referenz. In den „Rotsequenzen“ jedenfalls werden die relativ freien, gestischen und experimentellen Platten hinter den roten Sequenzen sogleich wieder zur Ordnung gerufen, sozusagen ins Raster gelenkt durch die vordere, dominante rote Polyesterplatte, die wieder durch den geometrischen Auftrag des Schellacks rhythmisiert ist. Der Blick des Betrachters jedoch hat zunächst die vordere Platte zu durchdringen, bevor er auf die Gestalt der hinteren Platte vagen Zugriff findet. Diese aber entzieht sich der Eindeutigkeit dieses Zugriffs, ziert sich vor der Entdeckung, bleibt hinter dem gerasterten Rot schemenhaft und geheimnisvoll verborgen, das ungebändigte Unterbewusstsein hinter dem reglementierten, in geordneten Bahnen strukturierten Bewusstsein, das Leben purer Emotion hinter der Fassade des Reglements, das Geheimnis unter der Oberfläche. Bei dem Versuch, der Strukturen und „Motive“ der „Rotsequenzen“ habhaft zu werden, durchdringt man sehr unmittelbar die Polaritäten von Ratio und Zufall, von Gestik und Kalkül im Werk Margareta Hesses.

Dr. Gundula Caspary












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